Jüdische Friedhöfe in Frankfurt am Main, Geschichten

In Frankfurt gibt es insgesamt zwölf jüdische Friedhöfe, die in ihrer Größe und Sichtbarkeit im Stadtbild variieren. Die drei größten zeugen von der traditionsreichen und jahrhundertealten Geschichte der hiesigen Jüdischen Gemeinde.

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In der jüdischen Kultur sind Friedhöfe heilige Orte. Die Ruhe der Toten ist das oberste Gebot, daher werden im Judentum Gräber für die Ewigkeit errichtet. Der älteste noch erhaltene Grabstein ist auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Battonnstraße – direkt neben unserem Museum Judengasse – zu finden. Datiert ist dieser Grabstein auf das Jahr 1272. Damit ist der Friedhof Battonnstraße nach dem jüdischen Friedhof in Worms der zweitälteste nördlich der Alpen. Genutzt hat die Jüdische Gemeinde den Friedhof bis 1828.

Die Nachfolger des Jüdischen Friedhofs an der Battonnstraße

Nach 1828 folgte die Anlage des neuen Frankfurter Hauptfriedhofs an der Rat-Beil-Straße, in dessen Ostteil die Jüdische Gemeinde eine Grabstätte erhielt. Hier befinden sich 30.000 - und 40.000 Gräber. Zudem existiert ein abgetrennter Bereich, der von der Israelitischen Religionsgemeinschaft 1876 erworben wurde, als sie aufgrund des Frankfurter Reformkurses aus der Hauptgemeinde austrat. 100 Jahre nach der Öffnung dieses Friedhofs folgte die Errichtung einer neuen Grabstätte: der Neue Jüdische Friedhof an der Eckenheimer Landstraße. Dieser wird seither von der Jüdischen Gemeinde als Beerdigungsfeld genutzt. Auf diesen drei Friedhöfen sind bedeutende jüdische Frankfurter Persönlichkeiten beerdigt, die das kulturelle, gesellschaftliche und wissenschaftliche Leben Frankfurts und der hiesigen Jüdischen Gemeinde prägten.

Grabstein von Bertha Pappenheim auf dem Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße
Grab von Paul Ehrlich auf dem Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße
Grab von Moritz Daniel Oppenheim auf dem Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße
Grabstein von Franz Rosenzweig auf dem Neuen Jüdischen Friedhof
Grab von Dr. Julius Blau auf dem Neuen Jüdischen Friedhof

Die jüdischen Friedhöfe während des Nationalsozialismus

1939 wurde die Jüdische Gemeinde gezwungen ihre Friedhöfe an die Stadt zu veräußern. Dass der Friedhof an der Battonnstraße nur noch bruchstückhaft erhalten ist, ist dem Umgang der nationalsozialistischen Stadtverwaltung geschuldet: 1943 wurden die Gräber systematisch abgebrochen und das Areal als Schuttabladeplatz für Trümmer verwendet. Zuvor wurden 175 künstlerisch und historisch wertvolle Grabsteine auf den Friedhof an der Rat-Beil-Straße verbracht. Der Neue Jüdische Friedhof zeugt ebenso vom Nationalsozialismus: 1939 wurde eine 165 Meter lange Mauer vom Neuen Portal bis zum jüdischen Beerdigungsfeld angelegt, die aus Trümmern der zerstörten Börneplatz-Synagoge errichtet wurde.

Ehrendenkmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Frankfurter Juden auf dem Neuen Jüdischen Friedhof
Außenmauer des Alten Jüdischen Friedhofs an der Battonnstraße, 11.908 Namensblöcke erinnern an alle bekannten Frankfurter Opfer der NS-Vernichtungspolitik

Die kleinen jüdischen Friedhöfe

Zu den drei größten jüdischen Friedhöfen gesellen sich noch neun weitere: Im 19. und 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Frankfurter Vororte eingemeindet, sodass auch die Friedhöfe kleinerer jüdischer Gemeinden zum Frankfurter Stadtraum zählen, die aber heute nicht mehr genutzt werden.

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