
Der Maler und Grafiker Léo Maillet emigriert 1935 nach Frankreich. Dort entgeht er nach dem Einmarsch der Wehrmacht der Deportation nach Auschwitz durch eine dramatische Flucht aus dem Deportationszug. Sein künstlerisches Werk wird beinahe vollständig durch die Nationalsozialisten zerstört. Nach dem Krieg lebt er in der Schweiz und setzt sich dort in seiner Kunst unter anderem mit der Verfolgung auseinander.
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Frankfurt
Leopold Mayer wird am 29. März 1902 in Frankfurt als einziger Sohn des jüdischen Kaufmanns Eduard Mayer und dessen Frau Betty, geb. Nathan, geboren. Nach der Schule absolviert er eine Bank- und Kaufmannslehre in einem Frankfurter Modehaus und besucht ab 1925 die Städelschule, wo er bei Franz Karl Dellavilla studiert. Im Jahr 1930 wird er dann in die Meisterklasse von Max Beckmann aufgenommen und bezieht ein eigenes Atelier im Städelschen Kunstinstitut. Wegen des unerwarteten Todes seines Vaters, unterbricht er 1932 sein Kunststudium und übernimmt das väterliche Damenhutgeschäft.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten muss er sein Studium beenden. Zahlreiche seiner Werke in der Städelschule werden zerstört. Er beschließt Deutschland zu verlassen. 1934 geht er zunächst nach Luxemburg dann nach England und anschließend nach Belgien. Er kehrt im Anschluss für kurze Zeit nach Frankfurt zurück, bis er 1935 nach Frankreich emigriert.

Frankreich
Er lässt sich in Paris nieder, wo er als Fotograf und Drucker arbeitet. 1938 heiratet er seine Lebensgefährtin Margarete Hoeß. Die Modezeichnerin war mit ihm nach Frankreich emigriert. Bei Kriegsausbruch 1939 wird er als feindlicher Ausländer interniert. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht, gelingt es ihm und seiner Frau, sich an die Côte d’Azur in der „freien“ Zone Frankreichs durchzuschlagen. Schließlich lassen sie sich in der Provence nieder.
1942 wird er durch die Vichy-Polizei und Internierung in den Lagern Les Milles und Rivesaltes interniert. Die in der Pariser Wohnung zurückgelassenen Bilder und Grafiken werden durch die Gestapo 1943 zerstört. Nach der Flucht aus dem Deportationszug nach Auschwitz, er springt heraus und überquert schwimmend die Cher, schlägt er sich erneut nach Südfrankreich durch. Dort lebt er anschließend unter falscher Identität als Hirte in den Cevennen, einer abgelegenen Gebirgsregion in Südfrankreich. Mit Unterstützung einer Fluchthilfeorganisation gelingt es Maillet 1944 in die Schweiz zu fliehen, wo er ein halbes Jahr in einem ehemaligen Hotel interniert ist. Die Ehe zwischen ihm und Margarete Hoeß wird geschieden.

Schweiz
Nach dem Krieg beginnt Léo Maillet von neuem. Mit Hilfe diverser Stipendien studiert er Bühnenbild und Typographie in Basel und Lausanne. Gleichzeitig entstehen erste Illustrationen zu Erzählungen von Franz Kafka. Ende der 1940er Jahre werden seine Arbeiten in Bern, Lausanne und Locarno gezeigt. Später folgen Ausstellungen unter anderem in Amsterdam, Den Haag, Paris, Mailand und Florenz.
1950 zieht er nach Zürich und wird Mitherausgeber der Kunstzeitschrift Matière. Auch heiratet er noch ein mal, 1956 Regina Lippl. Mitte der 1960er Jahre zieht er ins Tessin und beginnt mit dem Bau seines Atelierhauses in Verscio. 1968 nimmt Maillet die Schweizer Staatsbürgerschaft an.
In seiner 1971 erschienenen Grafikmappe Dämmerung (Entre chien et loup), adaptiert Maillet seine im Krieg entstandenen Zeichnungen als Radierungen. Etwas später beginnt er seine Lebenserinnerungen in Form eines nachträglichen Tagebuchs niederzuschreiben. 1986 erscheint die Monographie „Nachträgliches, ein Künstler im Exil“ von Marlene Decker-Janssen. Leo Maillet stirbt am 8. März 1990 im Tessin.

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Entdecken Sie das Werk im Kontext

Objekt
Le Graveur (Selbstbildnis)

Objekt
Sauvage

Objekt
Der zerbrochene Krug / La Chruche cassée, aus der Mappe Entre Chien et Loup