Otto Frank – Herausgeber des Tagebuchs der Anne Frank, Biografie

“Mein Vater, der liebste Schatz von einem Vater, den ich je getroffen habe…” Mit diesen liebevollen Worten umschreibt Anne Frank im Tagebuch ihren Vater Otto.

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Otto Frank kommt – wie später auch seine Tochter Anne – in Frankfurt zur Welt, und zwar „als Sohn steinreicher Eltern.“ Anne Frank stellt sich die Jugend ihres Vaters als wilde Zeit vor, mit vielen Partys, Bällen, schönen Mädchen und festlichen Diners. Das ist aber nur eine von vielen Facetten seiner Jugend. Gleichzeitig ist er ein guter Schüler, nimmt seinen Cellounterricht sehr ernst und liebt die Literatur.

Otto Frank als Junge in Matrosenanzug © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel
Otto Frank (Mitte) mit den Freund*innen seiner Tanzstunde im Winter 1906/1907, © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel

Später wird Otto Frank Kaufmann und geht für einige Monate nach New York, um im berühmten Warenhaus Macy’s zu arbeiten. Während des Ersten Weltkriegs dient er als Soldat an der Westfront.

Otto Frank als Soldat im Ersten Weltkrieg. Motiv einer Feldpostkarte von Otto Frank an seinen Bruder Robert, 27. März 1918, © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel

1925 heiratet er Edith Holländer aus Aachen. Mit ihr und den gemeinsamen Töchtern Margot und Anne verlässt er nach dem Aufstieg der Nationalsozialist*innen seine Heimatstadt und zieht nach Amsterdam. Dort übernimmt er die niederländische Auslandsvertretung des deutschen Lebensmittelunternehmens Opekta.

Otto Frank mit seiner Ehefrau Edith Frank und ihrer gemeinsamen Tochter Margot am 26. Juni 1926 in Aachen, der Geburtsstadt von Edith. © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel
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Otto Frank in einem Brief aus Auschwitz an seine Mutter, 15. März 1945

Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe, ich hatte viel Glück und muss dankbar sein.

Der schwere Weg des Überlebens

Nachdem Deutschland 1940 die Niederlande besetzt, wird Otto Frank mit seiner Familie von den judenfeindlichen Maßnahmen eingeholt. Aus Angst vor der Deportation taucht die Familie Frank schließlich im Hinterhaus des Firmengebäudes Opekta unter. Im August 1944 wird sie verraten, verhaftet und nach Auschwitz verschleppt.

Als einziger Überlebender aus dem Hinterhaus wird Otto Frank am 27. Januar 1945 in Auschwitz von der Roten Armee befreit und kehrt allein nach Amsterdam zurück. Dort übergibt ihm Miep Gies, eine Helferin im Hinterhaus, Annes Tagebuch, das sie nach der Verhaftung der Franks aus dem Versteck gerettet hat.

Dieses karierte Notizbuch bekommt Anne Frank zum 13. Geburtstag geschenkt und dient ihr als Tagebuch. © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel
Otto Frank (links) bei einem Geschwistertreffen in Basel, 1948. Seine Brüder Robert (Mitte) und Herbert (rechts) emigrieren 1932/33 nach London und Paris bzw. Basel, die Schwester Leni lebt seit 1931 in Basel. © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel

Otto Frank ist von den Aufzeichnungen seiner jüngsten Tochter emotional sehr berührt. Doch so sehr ihn das Lesen belastet, so erkennt er doch schnell die Bedeutung dieses Zeitdokuments und beschließt, dass es auch andere lesen sollten. Seiner Mutter Alice schreibt er, Annes Tagebuch könne möglicherweise "zum besseren Verhältnis der Menschen untereinander" beitragen. Mit der Idee einer Veröffentlichung möchte er aber auch den Traum seiner Tochter erfüllen, die aus ihren Aufzeichnungen einen Roman über den Alltag im Hinterhaus schreiben und damit als Schriftstellerin berühmt werden wollte.

Die weltweite Veröffentlichung des Tagebuchs der Anne Frank

1947 ist Otto Frank mit seinen Bemühungen erfolgreich: Das Tagebuch seiner Tochter erscheint in einem holländischen Verlag. Die Erstausgabe ist schnell vergriffen und es erscheinen bald weltweit neue Auflagen in verschiedenen Sprachen. Jahrzehntelang wenden sich zahlreiche Leser*innen an Otto mit ihren Fragen und Gedanken. Geduldig beantwortet er bis zu seinem Lebensende die an ihn gerichteten Briefe. Außerdem besucht er als Zeitzeuge weltweit Schulen, um über seine Geschichte und das Schicksal seiner Tochter zu berichten.

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