Fontäne mit Deckel und Becken, Unbekannt, Waschgefäß, 2. Hälfte 18.Jh.

Das Ensemble besteht aus einem Wasserbehälter und einem Becken. Der Behälter mit zwei seitlichen Griffen hat eine mehrfach facettierte Gestalt im Stil des Barock. Der ebenfalls facettierte Deckel ist aus zwei Teilen gefertigt – einem nach oben gewölbten Oberteil mit einem horizontalen Schmuckband und einem zurückgesetzten Innenband, das genau in den oberen Rand des Behälters passt. Der abschließende dekorative Knauf dient dazu, den Deckel anzuheben und den Behälter mit Wasser zu füllen. Die Front des Behälters ist mit einem ovalen Kranz verziert, in dem ein kahlköpfiger, bärtiger Mann mit einer Kopfbedeckung (Kippa) dargestellt ist, der vor einem Becken auf einer Platte seine Hände unter einen Hahn mit laufendem Wasser streckt. Dies weist auf den Gebrauch es Handwaschbeckens nicht in der Synagoge, sondern im häuslichen Bereich hin. Der im Bild dargestellte schüsselförmige Wasserbehälter hat einen kuppelförmigen Deckel und ist mit Blattwerkmotiven dekoriert. Unter dem Bild ist die hebräische Inschrift graviert, ארחץ בנקיון כפי , die aus Psalm 26:6 stammt (Ich wasche meine Hände in Unschuld, [ich umschreite, Herr, deinen Altar.]). Der sechskantige Wasserhahn mit einem pyramidenförmigen Anschlussstück an der Front des Behälters hat einen Drehgriff zum Öffnen und Schließen. Das gebogene runde Auslassrohr mit einem Kupfereinsatz in der Öffnung ist außen mit einem ovalen nach innen gewölbten Aufsatz versehen. Das flache Becken hat die Form eines typischen deutschen »Wandbrunnens« mit ringförmigen seitlichen Griffen. Die einzelnen Gussteile für Rücken, Front und Boden sind zusammengelötet. Vorne auf dem Becken steht geschrieben: נקיות מביאה לידי טהרה (Reinlichkeit führt zur Reinheit). Stücke dieser Art waren unter den Juden im mittleren Europa des 18. und 19. Jh.s populär. In den Bildern von Moritz Daniel Oppenheim tauchen sie als fester Bestandteil der Einrichtung jüdischer Wohnräume auf, so etwa in seinem Ölgemälde »Die Heimkehr des Freiwilligen aus den Befreiungskriegen zu den nach alter Sitte lebenden Seinen« von 1833/1834.

Objektdetails

Titel

Fontäne mit Deckel und Becken

Künstler*in / Hersteller*in

Unbekannt

Datierung

2. Hälfte 18.Jh.

Objektbezeichnung

Waschgefäß

Sammlungsbereich

JMF Judaica

Material / Technik

Zinn, gegossen und graviert

Signatur / Beschriftung

Marken auf dem Becken: Eule auf dem Ast zwischen A und M im Oval / 95% / eine dritte nicht identifizierbare Punze; auf dem Behälterboden: Stadtmarke (?) / 95%./ und gleiche nicht identifizierbare Punze. Marke

Literatur

Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006.

Bildlizenz

Jüdisches Museum Frankfurt CC BY-SA 4.0

Erwerbsdatum

24.07.1986

Inventarnummer

JMF1986-0027

Jetzt ausgestellt