Tora-Aufsatz

Diese dreistöckigen Tora-Aufsätze von beeindruckender Höhe besitzen drei schirmförmige Verzierungen, deren Durchmesser sich jeweils nach oben gesehen verringert. Getragen werden sie von einem schlichten, sich verjüngenden Mittelschaft. Jeder der drei Schirme hat einen geschwungenen, ausgeschnittenen Rand, von dem die vergoldeten Glöckchen herabhängen. Manche der Glocken fehlen. Nicht alle sind original und weisen teilweise unterschiedliche Formen auf. Der vergoldete Abschluss hat die Gestalt einer Ananas mit zwei Lagen von Blättern. Beide Schäfte tragen eine identische Widmungsinschrift. לזכרון פ׳׳ו׳׳ם ה׳׳ח׳׳ר / ארי׳ בן פ׳׳ו׳׳ם החר יוס; הכהן / ת׳׳ר׳׳מ׳׳ב לפ׳׳ק Diese heißt übersetzt: In Erinnerung an den Bedeutenden, den Weisen R. Arie, Sohn des Oberhauptes und Anführers, des Weisen R. Josef haKohen, 642 nach der kleinen Zahl [1881/1882] Der Titel »der Weise« wird für rabbinische Gelehrte benutzt. Ursprünglich galt er weniger als der Titel »Rabbiner«. Später verwandten sephardische Juden in Amsterdam und London den Titel »Weiser« für die Rabbiner ihrer Gemeinden. Der Gebrauch des Titels in der Inschrift der Tora-Aufsätze legt nah, dass sie von einer sephardischen Gemeinde benutzt wurden. Nach der Vertreibung der Juden aus England im Jahre 1290 waren diverse Versuche, dort wieder Juden anzusiedeln, gescheitert. Erst durch die Intervention des Rabbiners Menasse ben Israel von Amsterdam durften sephardische Juden sich seit 1656 in England niederlassen, und bis zum heutigen Tag unterhält die sephardische Gemeinde in London ihre eigenen Synagogen.