Trauerhalle des Neuen Jüdischen Friedhofs Frankfurt am Main, Geschichten

Der Neue Jüdische Friedhof wurde 1928/29 in Frankfurt im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Seit seiner Eröffnung dient der Neue Jüdische Friedhof als Begräbnisstätte der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Er ist ein bedeutender Ort des Gedenkens und spiegelt die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Frankfurt wider. Die Künstlerin Laura J. Padgett zeigt in einer Fotoserie die Architektur der Trauerhalle, die sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof befindet. In ihren Fotos zeigt sich mehr als das Offensichtliche.

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Neuer Jüdischer Friedhof Frankfurt (Eckenheimer Landstraße)

Der Neue Jüdische Friedhof an der Eckenheimer Landstraße in Frankfurt am Main wurde in den Jahren 1928/29 nach den Plänen des Regierungsbaumeisters Fritz Nathan errichtet. Er entstand, nachdem der zuvor genutzte alte jüdische Friedhof an der Rat-Beil-Straße für Begräbnisse zu klein geworden war und nicht weiter vergrößert werden konnte.

Das 5,4 Hektar große Areal grenzt südlich an den Frankfurter Hauptfriedhof. Die Friedhofsgebäude und der Vorplatz wurden im Stil der Neuen Sachlichkeit mit braunen Klinkersteinen gestaltet, was dem Friedhof eine schlichte und zugleich würdige Atmosphäre verleiht.

Seit seiner Eröffnung dient der Neue Jüdische Friedhof als Begräbnisstätte der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und wird bis heute für Bestattungen genutzt. Er ist ein bedeutender Ort des Gedenkens und spiegelt die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Frankfurt wider.

Laura J. Padgett, The Transitory, 2024, Jüdisches Museum Frankfurt. Durchgang von der Trauerhalle in den Seitenflügel, in dem sich der Raum für die rituelle Waschung des Leichnams (Tahara) befindet.

Fotografin Laura J. Padgett

Laura J. Padgett, geboren 1958 in Cambridge, Massachusetts, ist eine US-amerikanische Künstlerin, die hauptsächlich in den Bereichen Fotografie und Film tätig ist. Sie studierte Malerei am Pratt Institute of Art and Design in Brooklyn, New York, und setzte ihre Ausbildung in Europa fort, unter anderem an der Städelschule in Frankfurt am Main, wo sie Fotografie und Film studierte.

Padgett lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und ist seit 1992 als Dozentin an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, den USA und Jordanien tätig. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, darunter die Serie "Regenerating Permanence", die von November 2023 bis Herbst 2024 im Jüdischen Museum Frankfurt zu sehen war.

In ihren Arbeiten erkundet Padgett Orte von historischer und kultureller Bedeutung. Ihre Werke thematisieren oft die Spannung zwischen dem bleibenden Einfluss der Geschichte auf die Gegenwart und den menschlichen Versuchen, die Vergangenheit zu verändern, zu verbergen oder zu vergessen.

Laura J. Padgett widmet sich in ihrer Kunst besonders den Überschneidungen und Wechselwirkungen – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn – die über das unmittelbar Sichtbare hinausgehen. Mit ihren fotografischen Arbeiten erforscht sie die vielschichtige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, persönlichen und öffentlichen Räumen sowie natürlichen und kulturellen Elementen.

In einer Fotoserie für das Jüdische Museum Frankfurt zeigt Padgett die Architektur der Trauerhalle des Neuen Jüdischen Friedhofs in Frankfurt:

Laura J. Padgett, The virtues of following Talmudic Law, 2024, Jüdisches Museum Frankfurt

Schon der Talmud erwähnt die Notwendigkeit einer rituellen Waschung des toten Körpers (hebräisch: Tahara). Vor einer Beerdigung wird sie von den Mitgliedern der Beerdigungsgesellschaft (hebräisch: Chewra Kadischa) in einem eigens dafür vorgesehenen Waschraum durchgeführt. Der Vorgang stellt nicht nur einen physischen, sondern vor allem einen geistigen Reinigungsprozess dar, der mit höchstem Respekt gegenüber dem Verstorbenen verrichtet werden soll.

Der Schriftzug an der Wand stammt aus der Hebräischen Bibel (Ezekiel 36, 25) und bezieht sich auf die spirituell reinigende Wirkung des Wassers: "Und ich werde auf euch sprengen reines Wasser, und ihr werdet rein sein von allen euren Unreinheiten, und von all euren Scheusalen werde ich euch reinigen." (Übersetzung von Leopold Zunz)

Laura J. Padgett, Solemnity. We who are always lighted from above, 2024, Jüdisches Museum Frankfurt

In der Trauerhalle versammeln sich die Hinterblieben und Trauergäste vor der Bestattung. Die Trauerfeier umfasst das Rezitieren von Gebeten und Psalmen sowie eine Trauerrede zu Ehren der verstorbenen Person (hebräisch: Hesped).

Laura J. Padgett, Bricks and Mortar, 2024, Jüdisches Museum Frankfurt

Im Vorhof des Neuen Jüdischen Friedhofs finden sich Waschbecken für die rituelle Handwaschung nach Verlassen des Friedhofs. Die Anlage wurde von dem Architekten Fritz Nathan als Teil des Neuen Frankfurts entworfen.

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Objekt

The Transitory

Objekt

Bricks and Mortar