Alice Frank - Wer war die Großmutter von Anne Frank?, Biografie

In ihrem Tagebuch erwähnt Anne Frank auch ihre beiden Großmütter Rosa Holländer und Alice Frank. Mit Rosa, der Großmutter mütterlicherseits, lebt sie einige Zeit zusammen in Amsterdam, bevor diese 1942 an Krebs stirbt. Mit Alice, Annes Großmutter väterlicherseits, ist sie durch ihre Heimatstadt Frankfurt verbunden.

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Alice Frank kommt 1865 als einziges Kind von Cornelia und August Stern in Frankfurt auf die Welt. In ihrem Tagebuch schreibt Anne, Alice “war von sehr vornehmen und reichen Eltern”. Nach dem frühen Tod ihres Vaters zieht Alice mit ihrer Mutter zu ihrem Großvater Elkan Juda Cahn, der noch das Ende der Judengasse erlebte.

Alice als junges Mädchen mit ihrer Mutter Cornelia Stern.

Als junge Frau verliebt sich Alice in einen Bankier aus Landau, Michael Frank. Sie verloben sich heimlich und setzen so ihre Familien vor vollendete Tatsachen. Das Paar bekommt vier Kinder, darunter auch Otto, Anne Franks Vater.

1901 kauft sich die Familie ein geräumiges Wohnhaus im bürgerlichen Viertel Westend. Als Hausherrin ist Alice für die Anleitung und Überwachung des Hauspersonals zuständig. Sie organisiert Dinnerparties und feine Teenachmittage sowie Feste zu Karneval und anderen feierlichen Anlässen. Hierfür fertigt sie gereimte Einladungen an und ermutigt auch ihre Kinder zum Reimen. Außerdem reist sie gern: vor ihrer Hochzeit allein, später mit ihrem Mann oder mit der gesamten Familie.

Alice Frank mit ihrem Sohn Otto Frank während einer Reise ins spanische Andalusien im März 1907. Die Familie liebte es, sich zu verkleiden und ließ sich beim Alhambra-Besuch in Granada offenbar im „orientalistischen Stil“ abbilden.

In der Kindererziehung legt Alice Frank Wert auf Musik- und Sprachunterricht. Die Religion spielt dagegen kaum eine Rolle. Rückblickend empfindet Alice ihr Familienleben um 1900 als glücklichste Zeit, sagt sich aber zugleich eine grundsätzlich schwere Natur und einen “Hang zum Grübeln” nach.

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes im Herbst 1909 führt Alice dessen Bankgeschäft mit Unterstützung ihres Neffens Arnold Frank fort; später steigen auch ihre Söhne Otto und Herbert ins Unternehmen ein. Die Bank leidet jedoch unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise 1929, so dass sie schließlich geschlossen werden muss.

1933 verkauft Alice das Haus im Westend und folgt ihrer Tochter Leni nach Basel. Zusammen mit Leni und ihrer Familie verbringt sie dort ihren Lebensabend. Bis ins hohe Alter fertigt Alice Frank kostbare Stickereien an, von denen sich heute einige in der Sammlung des Familie Frank Zentrums befinden.

Alice Frank mit ihren Neffen Buddy und Stephan Elias, ihrer Tochter Leni sowie deren Ehemann Erich Elias, um 1936 am Bahnhof von Basel.

Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs bekommt Alice Frank gelegentlich Besuch von ihren Enkelinnen Margot und Anne, die Frankfurt ebenfalls verlassen haben und in Amsterdam leben. Sie treffen sich auch in Sils Maria, einem beliebten Urlaubsziel der Familie in der Schweiz. Dort hat ihre Verwandte Olga Spitzer eine Villa im Grünen, die sie als Feriendomizil nutzen. Später denkt Anne Frank gerne an diese Besuche zurück und hält ihre Erinnerungen im Tagebuch fest.

Die Villa Laret im schweizerischen Bergdorf Sils Maria, wo auch Friedrich Nietzsche gerne seine Sommermonate zubrachte.