Jom Kippur - der Versöhnungstag, Geschichten

Jom Kippur gehört zu den höchsten und wichtigsten Feiertagen im jüdischen Kalender. Die wörtliche Bedeutung des Festes heißt „Tag der Buße“. Es ist der Tag des göttlichen Gerichts an dem die Menschen darum bitten, dass ihnen ihre bewusstgewordenen Fehler und Vergehen vergeben werden. Jom Kippur bildet den Abschluss der zehn Bußtage, die mit Rosch haSchana – dem Neujahrsfest – beginnen.

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Fasten und Beten

Wer der Tradition folgt, fastet den ganzen Tag und verbringt ihn samt dem Vorabend in der Synagoge. In vielen Gemeinden ist der Brauch verbreitet symbolische weiße Totenhemden zu tragen.

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Maimonides

Der Umkehrende ist dem Schöpfer lieb und nah, als habe er nie gesündigt, mehr noch: sein Verdienst ist größer, denn obwohl er die Sünde geschmeckt hatte, wandte er sich von ihr ab und bezwang seinen Trieb.

Der Versöhnungstag beginnt am Vorabend mit Sprechen und Singen des Kol Nidre, eine Bitte um Freisprechung und Entlassung aus Gelöbnissen und Schwüren gegenüber Gott. Der Abend und der darauffolgende Tag bestehen aus Gebeten, liturgischen Liedern und Lesungen.

Maurycy Gottlieb: Juden an Jom Kippur in der Synagoge

Mauricy Gottlieb: Juden an Jom Kippur in der Synagoge, 1878, Tel Aviv Museum of Art, Gemeinfrei

Besondere Bedeutung haben an dem Tag die Bußgebete und die Wiederholung des Sündenbekenntnisses. Am Ende des Tages spricht die Gemeinde gemeinsam das Schma Jisrael. Zum Abschluss und Ausklang des Gerichtstags ertönt der Schofar, ein Instrument aus Widderhorn.

Yom_Kippur_Shofar

Foto: TK CC BY

Dieser Tag wird von vielen religiösen und nichtreligiösen Juden begangen. Dabei entscheidet jede/r selbst, wie streng er/sie die Traditionen einhält. Wer besonders fromm ist fastet auch Sex, Beauty-Programme und das Tragen moderner Kleidung.

Straße in Israel an Jom Kippur, Foto: Ron Almog CC BY

Damals

In der biblischen und rabbinischen Überlieferung heißt es, dass der erste Versöhnungstag während der 40-jährigen Wüstenwanderung der Israeliten begangen wurde. Auslöser dafür war die Anbetung des goldenen Kalbes, während Mose auf dem Sinai die Zehn Gebote erhielt. Daraufhin zerschlug Mose die erhaltenen Tafeln im Zorn. In der rabbinischen Tradition heißt es, Mose habe am 10. Tag des Monats Tischrej die Gesetzestafeln ein zweites Mal dem Volk heruntergebracht und verkündet, dass Gott dem Volk die Götzenverehrung verziehen hatte.

In der Bibel und der Mischna wird die regelmäßige Ausführung eines Versöhnungstages am 10. Tischrej beschrieben. Bis heute wird Jom Kippur an diesem Datum des Jüdischen Kalenders gefeiert.

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Meschullam ben Kalonymus

Wie war der Hohepriester herrlich, wenn er hervortrat aus des Tempels Vorhang!

Als noch Sündenböcke in die Wüste geschickt wurden

Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem wurde dieser Tag mit einem Opferritual begangen. Ein Tier diente als Sühneopfer für das Ritual im Tempel und ein zweites Tier wurde als symbolischer Sündenbock mit allen Sünden des Volkes wortwörtlich in die Wüste geschickt. Der Hohepriester hatte die verantwortungsvolle Aufgabe, stellvertretend für das ganze Volk in das Allerheiligste des Tempels zu gehen und die Vergebung zu empfangen. Es war der einzige Tag, an dem der Hohepriester auch dreimal laut und deutlich den Namen Gottes aussprechen durfte.

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