Rosch ha-Schana - Neujahrsfest im Herbst, Geschichten

Rosch ha-Schana ist das Neujahrsfest im jüdischen Kalender. Wortwörtlich übersetzt heißt der Tag „Kopf des Jahres“ und wird immer im Frühherbst begangen. Zusammen mit dem nachfolgenden Versöhnungsfest – Jom Kippur – bildet das Neujahrsfest den Höhepunkt im jüdischen Feiertagskalender. Bis heute gibt es die Tradition an diesem Tag Äpfel in Honig zu tauchen und sich ein gutes und süßes neues Jahr zu wünschen.

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Gericht statt Feuerwerk

Der Neujahrstag ist in der jüdischen Tradition der Tag des göttlichen Gerichts, an dem alle Menschen geprüft werden. Dem Talmud zufolge wird entschieden, wer zu den vollkommen Gerechten gehört, wer zu den vollkommen Bösen zählt und wer „dazwischen“ liegt. Die letztgenannten haben nun zehn Tage bis Jom Kippur Zeit zur Buße und Umkehr. Da sich niemand als vollkommen gut oder schlecht bezeichnen kann, gilt es für jeden Menschen die zehn Tage zu nutzen.

Bernard Picart_The_Sounding_of_the_Shofar_on_Rosh_Hashanah

Bernard Picart: Der Schall des Schofars an Rosch Ha-Schana, ca 1735, Gemeinfrei

Bis heute gibt es den Brauch, an dem Tag in der Synagoge weiße symbolische Totenhemden zu tragen und nach dem Gottesdienst an einem Bach die Kleidertaschen umzustülpen und die Sünden symbolisch fortzuwerfen.

Taschlich in Deventer

Taschlich-Zeremonie in Deventer an der Ijssel, 2011, Foto: Tfursten CC BY-SA 3.0

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Philon von Alexandrien

Die Klänge des Schofar erinnern an die mächtigen Töne der himmlischen Schofarot, die während der Offenbarung am Berg Sinai erschollen, und damit an die zehn Gebote, das Nützlichste, was die Menschen je bekamen.

In der Synagoge wird der Schofar, ein Instrument aus Widderhorn, geblasen. Sein Klang symbolisiert unter anderem die Königsherrschaft Gottes über die ganze Welt und macht bewusst, dass das höchste Gericht angebrochen ist. Traditionell ertönt der Schofar schon zur Vorbereitung im vorhergehenden Monat Elul nach jedem Morgengebet. Ein letztes Mal wird er am Ende von Jom Kippur geblasen, wenn das Urteil besiegelt ist.

Shofarblasen an Rosch ha-Schana

Schofarbläser an Rosch ha-Schana, 2015, Foto: slgckgc CC BY 2.0

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Awraham Chalfi: "Jüdischer Herbst" 1974

Jüdischer Herbst im Land meiner Väter - zieht durch mich - mit Andeutungen des Elul...

Ein Neujahrsfest mitten im Jahr

Das Neujahrfest findet am 1. Tischrej statt. Tischrej ist der siebte Monat im jüdischen Kalender. Der Kalender selbst beginnt mit dem Pessachfest im Frühling. Warum es zu dieser Zweiteilung im Jahres- und Festkalender kam ist nicht eindeutig zu klären. Als Gründe gelten zum einen das Babylonische Exil und zum anderen politische Entscheidungen seitens des antiken Rabbinats.

Woher kommt des Fest?

Ein Fest mit dem Namen Rosch ha-Schana wird in der Bibel nicht erwähnt. Doch es gibt verschiedene andere Feste für dieses Datum, die Ähnlichkeiten aufweisen: an ihnen darf nicht gearbeitet werden, die Gemeinde soll sich versammeln, es sollen laute Blasinstrumente erschallen, es soll aus der Tora gelesen werden und man soll sich freuen und gut essen.

Den Namen Rosch ha-Schana erhält der Tag in der Mischna. Im gleichen Traktat wird auch entschieden, dass der Schofar für die Ausführung der biblisch befohlenen Klänge zu verwenden ist.

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Neujahrsgruß

Schana towa! - Ein gutes neues Jahr!

Apfel und Honig

Foto: congerdesign on Pixnio CC0

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