Der Leuchter ist vielfach geschmückt: Er steht auf vier Löwenfüßen und auf seinem Schaft sind vier geflügelte Engelsköpfe angeordnet. Unter den Ölnäpfen ist je ein Glöckchen angebracht und hinter jedem Ölnapf ist ein Baum zu sehen. Vorne stehen Eichhörnchen, Hirsche, Adler und Pelikane. Auch Figuren aus der Bibel sind dargestellt: in der Mitte steht der Kämpfer Juda Makkabi, oben Judith mit dem abgeschlagenen Haupt des Holofernes. Ein solch prächtiger Leuchter wurde sicher nicht nur zum Chanukka-Fest benutzt, sondern diente das ganze Jahr über als prächtiger Zimmerschmuck. Johann Valentin Schüler hat mehrere Leuchter dieses Typs geschaffen. Aber nur dieser Leuchter zeigt Tierfiguren auf der Lichtleiste. 1681 fand in der Judengasse eine große Hochzeit statt. Der Bräutigam Mosche Speyer wohnte im Goldenen Hirsch. Wahrscheinlich beziehen sich die anderen Hauszeichen auf weitere Familienmitglieder der Braut und des Bräutigams. Zum Leuchter gehört eine Schabbat-Lampe, die sich heute in New York befindet. In der Frankfurter Judengasse waren »Lampe, Leucht und Becher« traditionelle Hochzeitsgeschenke: Schabbatlampe, Chanukka-Leuchter und Kiddusch-Becher stellten die religiöse Grundausstattung für das junge Ehepaar dar. Der Leuchter ist als Familienerbstück über mehrere Generationen hinweg bewahrt worden. 1909 vermachte ihn Franziska Speyer dem Historischen Museum der Stadt Frankfurt, das den Leuchter an das Museum Jüdischer Altertümer lieh, als es 1922 eröffnet wurde. 1938 wurden die Bestände des Museums Jüdischer Altertümer durch die Gestapo beschlagnahmt. Dem Historischen Museum gelang es, die eigenen Leihgaben und weitere Kultgegenstände vor dem Einschmelzen zu bewahren. Die große Mehrheit der Objekte wurde aber zerstört.1988 wurde der Leuchter an das neu gegründete Jüdische Museum übergeben.
Objektdetails
Titel |
Chanukka-Leuchter |
---|---|
Künstler*in / Hersteller*in |
Johann Valentin Schüler |
Datierung |
1681 |
Objektbezeichnung |
Leuchter |
Sammlungsbereich |
JMF Judaica |
Ort |
Frankfurt am Main |
Maße |
51 x 31 cm |
Material / Technik |
Silber, gegossen, getrieben, teilweise vergoldet |
Signatur / Beschriftung |
Frankfurter Beschau: R³ 2004, Scheffler 120; Meistermarke: VS (Scheffler 245) Marke |
Literatur |
Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006., Die Frankfurter Judengasse, Beck Verlag, München 2016 |
Bildlizenz |
Jüdisches Museum Frankfurt CC BY-SA 4.0 |
Erwerbsdatum |
1987 |
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Vorbesitz |
1987 - dato: Jüdisches Museum Frankfurt, 19.12.1938 - 1939: Beschlagnahme durch die Gestapo, danach wieder in HMF, 1909 - 1987: Historisches Museum Frankfurt, 1681 - 1909: Familienbesitz Speyer, Frankfurt am Main, Urheber: Johann Valentin Schüler, Franziska Speyer, 1844 - 1909 |
Inventarnummer |
JMF1987-0079 |
Jetzt ausgestellt
Rache. Geschichte und Fantasie. 45J00080
Jüdisches Museum Frankfurt
18.03.2022 - 03.10.2022
Dauerausstellung Museum Judengasse "Massel und Broche - Die Frankfurter Judengasse"
Jüdisches Museum Frankfurt
seit 2016
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Chanukka-Leuchter in Bankform