Die Gestaltung der jüdischen Zeremonialobjekte folgt den Moden und Vorstellungen der umgebenden Kultur. Dieses Waschgeschirr ist ein typisches Produkt im Rokokostil. Ob es sich um ein protestantisches Taufgeschirr oder um eine Kanne und Schüssel für die rituelle Waschung in der Synagoge handelt, ist nicht entscheidbar. Nur der Eintrag im Eingangsbuch des Museums beweist: Dieses Geschirr stammt aus der jüdischen Gemeinde Adelsberg in Unterfranken. Kanne und Schüssel gehörten ursprünglich nicht zusammen. Kleinere, ärmere Landgemeinden wie die in Adelsberg nutzten Objekte auch in Zweitverwendung. Die so genannte Leviten-Kanne und -Schüssel werden in der Synagoge benutzt. Der Name verweist auf biblische Zeiten. Der Gottesdienst im Tempel wurde von den Priestern, hebräisch Kohanim, ausgerichtet. Sie wurden unterstützt von den Leviten, Angehörigen des Stammes Levi. Die direkten Nachfahren der Leviten und Kohanim spielen noch immer eine wichtige Rolle im Gottesdienst. Bis heute waschen Leviten den Kohanim die Hände, bevor diese den Priestersegen über die Gemeinde sprechen. Dieser Ritus, der genauso schon im Tempel ausgeführt wurde, ist ein zentraler Bestandteil des Gottesdienstes. Das Leviten-Waschgeschirr ist kostbarer Besitz einer Synagoge und wird lange bewahrt.
Objektdetails
Titel |
Leviten-Lanne und Waschschüssel: Kanne |
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Künstler*in / Hersteller*in |
Jakob Philipp Schott |
Datierung |
1740 - 1750 |
Objektbezeichnung |
Gefäße |
Sammlungsbereich |
JMF Judaica |
Ort |
Frankfurt am Main |
Maße |
20 x 14 x 8,5 cm |
Material / Technik |
Zinn, gegossen |
Signatur / Beschriftung |
Feingehaltsmarke: Engelmarke; Meistermarke: I.P. SCHOTT Marke |
Literatur |
Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006., Ausstellungskatalog FaM 1956: Kunst und Kultur von der Reformation bis zur Aufklärung, Synagoga, Frankfurt, 1961, Alt Frankfurt I, 1909, Die Frankfurter Judengasse, Beck Verlag, München 2016 |
Bildlizenz |
Jüdisches Museum Frankfurt, CC BY-SA 4.0 |
Erwerbsdatum |
1987 |
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Vorbesitz |
1987 - dato: Jüdisches Museum Frankfurt , 19.12.1938 - 1939: Beschlagnahme durch die Gestapo, danach wieder im HMF, 1908 - 1987: Historisches Museum Frankfurt, 1740/1750 - ?: Verbleib unbekannt; Hersteller: Jakob Philipp Schott |
Inventarnummer |
JMF1987-0077 |
Jetzt ausgestellt
Museum Judengasse, Juden und Christen
Synagoga, Frankfurt, 1961
1961
Dauerausstellung Museum Judengasse "Massel und Broche - Die Frankfurter Judengasse"
Jüdisches Museum Frankfurt
seit 2016