Die Illustrationen dieses Titelblatts vereinen jüdische und christliche Bildtraditionen. Die Säulen im Hintergrund bilden einen Torbogen und sind häufig auf Titelblättern hebräischer Werke zu sehen. Sie sind eine bildliche Darstellung eines Verses aus Psalm 118: »Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein«. Auch Moses und Aaron sind so gezeichnet, wie sie die jüdische Tradition versteht. Aaron trägt das Priestergewand mit dem Brustschild und hält das Räucherfass. Moses hält seinen Stab und die Gebotstafeln in den Händen. Sein Haupt ist von Strahlen umgeben. Die Medaillons oben folgen dagegen christlichen Vorbildern, wie dem berühmten Gemälde »Der Turmbau zu Babel« von Pieter Bruegel dem Älteren. Der hebräische Begriff Machsor bedeutet »Wiederholung« oder »Zyklus«. Seit dem Mittelalter wird er als Bezeichnung für den jüdischen Feiertagszyklus verwendet. Die ältesten uns bekannten Machsorim stammen aus der Zeit zwischen 1100 und 1300. Im Unterschied zum Siddur, der die täglichen Gebete enthält, ist der Machsor ein Gebetbuch für die verschiedenen Feiertage. Neben den spezifischen Feiertagsgebeten enthält er auch liturgische Dichtungen. Er ist meist mehrbändig und weist verschiedene Varianten auf, die sich in Ritus und regionalem Brauchtum unterscheiden. Dieses Werk wurde in Sulzbach gedruckt. Hier richtete Isaak Kohen Jüdels 1669 eine hebräische Druckerei ein. Er stammte aus einer alten und berühmten Druckerfamilie aus Prag und setzte diese Tradition hier fort: Auch sein Sohn und seine Tochter arbeiteten als Setzer und Korrekturleser. Die Familie Jüdels druckte hebräische und jiddische Werke, die vor allem im Gottesdienst oder zu rituellen Zwecken zuhause verwendet wurden. Die Druckerei war sehr erfolgreich. Insbesondere das Gebetbuch für die Feiertage wurde in vielen Auflagen gedruckt und war im ganzen süddeutschen Raum verbreitet.
Objektdetails
Titel |
Seder Machsor (Gebetbuch für die Feiertage) |
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Künstler*in / Hersteller*in |
Unbekannt |
Datierung |
1756 |
Objektbezeichnung |
Buch |
Sammlungsbereich |
JMF Bibliothek |
Ort |
Sulzbach |
Maße |
geschlossen 31,5 x 21 x 7 cm |
Bildlizenz |
Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer CC BY-SA 4.0 |
Inventarnummer |
JMF BIB 3505 |
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