Berufe in der Judengasse, Geschichten

Die Bewohner der Judengasse übten unterschiedliche Berufe aus, darunter eine Reihe von Berufen, die zur Aufrechterhaltung der sozialen wie auch der religiösen Ordnung notwendig waren. Dazu gehörten Richter, Rabbiner und Vorsänger in der Synagoge ebenso wie Schächter, Lehrer, Schreiber, Hebammen oder Mikwe-Frauen.

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Seit dem 17. Jahrhundert arbeiteten die meisten Juden im Handel. Die Frankfurter Messe spielte eine wichtige Rolle für die Kaufleute, die mit Textilien, Gewürzen, Ölen, Pferden oder Metallen handelten. Neben den Großhändlern, die ihre Waren auch überregional verkauften, lebte die Mehrheit der jüdischen Kaufleute vom Klein- und Hausierhandel.

Münzwaage eines Geldwechsler

Vor allem der Kauf und Verkauf von gebrauchten Kleidern war weit verbreitet. Daneben gab es jüdische Geldhändler ebenso wie Lotterie-Verkäufer, Ärzte und zahlreiche Dienstboten: So lebten im Jahr 1694 über 200 jüdische Mägde in der Judengasse.

Im Haus Sperber, dessen Fundamente im Museum Judengasse zu sehen sind, wohnte um 1700 die Witwe Rösel. Sie handelte mit alten Kleidern. Zum Umgang mit gebrauchten Kleidern gehörten auch das Umarbeiten und die Wiederverwendung von Textilien. Davon zeugen diese Utensilien zeugen, die 1987 bei Ausgrabungen im Bereich der früherenJudengasse gefunden wurden.

Fragment einer Schere aus der Judengasse

Der Handel mit gebrauchten Kleidern war weit verbreitet. Jüdische Altkleiderhändler trugen die Kleider in Bündeln und boten sie den Kunden als Hausierer an – auf der Straße, an Wohnungstüren oder in Gasthöfen. Kein anderer Handelszweig war so detailliert geregelt wie der Altkleiderhandel. Dies lag an der großen Konkurrenz, die immer wieder zu Konflikten führte.

Schmuckblatt mit Gebeten eines Tora-Schreibers, Frankfurt am Main 1797, Tinte auf Pergament

Dieses geschmückte Blatt mit Bußgebeten stammt aus der Feder von Abraham Lipmann. Er war ein Sofer, ein religiöser Schreiber. Ein Sofer schrieb und schreibt damals wie heute die Tora (die Fünf Bücher Mose), die Tefillin (die Texte in den Gebetsriemen) und die Texte in den Mesusot (Schriftkapseln an den Türpfosten). Im Nebenerwerb erledigten die Schreiber aber auch oft die Schreibarbeiten für die Gemeinde. Oder sie stellten kunstvolle Urkunden aus, denn oftmals waren die Schreiber auch Meister der Kalligrafie.