Beschneidung - Die Sache mit dem Messer, Geschichten

Zur ersten Pflicht jüdischer Eltern gehört die Beschneidung ihres neugeborenen Jungen am achten Tag nach der Geburt. Sie gilt als das wichtigste aller Gebote und ist eine elementare Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum Judentum.

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Biblische Quellen

Die Beschneidung wird von folgenden Bibelstellen abgeleitet: „Beschnitten werde bei euch alles, was männlich ist. Lasst euch am Fleisch eurer Vorhaut beschneiden, und dies soll das Zeichen des Bundes zwischen mir und euch sein. Im Alter von acht Tagen soll bei euch in allen Geschlechtern alles, was männlich ist, beschnitten werden, [...]“ (Bereschit / 1. Mose 17,9-13) sowie: „Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als er acht Tage alt war, wie ihm Gott geboten.“ (Bereschit / 1. Mose 21,4).

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Bereschit / 1. Mose 17,4

Der HERR sprach zu Abraham: Siehe, ich habe einen Bund mit Dir, und Du sollst ein Vater vieler Völker werden.

Abraham war der erste

Die Beschneidung ist das äußere Zeichen für den Bund mit Gott (hebr. Brit Mila). Indem Abraham, der erste Jude, seinen Körper unwiderruflich zeichnete, besiegelte er den mit Gott geschlossenen Bund. Gleichzeitig diente dieses Zeichen zur Unterscheidung und Abgrenzung von Nichtjuden.

Der Prophet ist immer dabei

Die Beschneidung findet heutzutage zu Hause, in der Klinik, in einem koscheren Restaurant oder in einem Gemeindesaal statt, seltener in einer Synagoge. Nach Gebeten und Segenssprüchen wird das Kind auf den „Stuhl des Elijah“ gelegt. Juden glauben, der Prophet Elijah sei immer dabei, wenn es um den Bund der Menschen mit Gott geht. Dann nimmt einer der Männer, der Sandak (Beistand), das Neugeborene auf den Schoß. Jetzt erhält der Junge auch seinen jüdischen Namen, mit dem er beim Eintritt in die religiöse Mündigkeit (hebr. Bar Mizwa) zur Tora aufgerufen wird.

Foto: Eliel Joseph Schafler CC BY-SA 3.0

Kissenhülle für die Beschneidungsbank, um 1680

Der Mohel macht's

Die Beschneidung nimmt ein dafür zuständiger Kultusbeamter, der Mohel, oder ein jüdischer Arzt vor. Der Mohel muss sowohl eine medizinische als auch religiöse Ausbildung haben. Die Eltern können frei wählen, wen sie als Mohel beauftragen.

Foto: Ran Yaniv Hartstein CC-BY

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Manfred Levy, Leiter des Bildungsbereichs

„Dieses Beschneidungsmesser löst in mir Furcht und Faszination aus. Furcht, weil damit jüdische Jungen im Alter von acht Tagen beschnitten wurden, das heißt, dieses Messer entfernte ihre Vorhaut. Faszination, weil es das Werkzeug ist, ohne das der Bund mit Gott nicht möglich ist. Beschneidung und Judentum sind seit tausenden Jahren untrennbar miteinander verbunden. Zudem fasziniert mich seine Provenienz, eine regelrechte Odyssee: Das Messer wanderte durch mehrere Museen und wurde von den Nazis geraubt. Dieses Objekt erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend. In der Bildungsarbeit mit Jugendlichen eignet es sich jedoch hervorragend für die Vermittlung jüdischer, aber auch islamischer religiöser Inhalte. Es dient als Aufhänger für Gespräche und Diskussionen über Vorurteile (Beschneidungsdebatte), Gemeinsamkeiten und Unterschiede der monotheistischen Religionen.“

Beschneidungsmesser aus dem 18. Jahrhundert

Ein Thema, das polarisiert

Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft gab und gibt es immer wieder Diskussionen um den Beschneidungsritus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wollte der deutsche „Verein der Reformfreunde“ im Streben nach radikaler Liberalisierung des jüdischen Glaubens die Beschneidung abschaffen. Dieser Versuch scheiterte aber am Willen der Mehrheit der jüdischen Gemeinschaft, dieses zentrale Merkmal jüdischer Identität zu erhalten. Auch außerhalb der jüdischen Gemeinden gibt es bis heute Versuche, Beschneidungen im Judentum und im Islam als Körperverletzung zu stigmatisieren und zu verbieten.


Übrigens: Bis 1969 hat die katholische Kirche das „Fest der Beschneidung Christi, des Herrn“ gefeiert.

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