Pessach ist ein achttägiges Fest im jüdischen Monat Nissan und erinnert an den Auszug aus Ägypten und der Befreiung aus der Sklaverei zur Zeit des Exodus. Zusammen mit Schawuot und Sukkot ist Pessach eines der drei alten israelitischen Pilgerfeste, bei denen zum Tempel in Jerusalem gereist wurde, um Opfer darzubringen. Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 n.d.Z. verlagerte sich der Schwerpunkt des Festes in den Familien- und Gemeinschaftskreis. Im Vordergrund steht das rituelle Mahl, auch Seder genannt.
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Zuerst der Frühjahrsputz
Nach jüdischem Gesetz ist das Essen und der Besitz von gesäuerten Speisen während Pessach verboten, daher ist es Brauch vor dem Pessachfest einen gründlichen Frühjahrsputz durchzuführen und alle Spuren von gesäuerten Speisen aus dem Haus zu entfernen. Dies liegt an der Erzählung, dass die Israeliten keine Zeit hatten, ihr Brot aufgehen zu lassen, als sie Ägypten eilig verließen. Dies erfordert sowohl eine massive Reinigung als auch das Ersetzen der gewöhnlichen Gerichte durch spezielle Pessach-Gerichte. So müssen Gerichte für Pessach nicht nur koscher sondern koscher für Pessach sein, d.h. frei von Chamez.
Essen am Seder-Abend
Das zentrale Ritual des Pessachfestes ist der Seder-Abend mit den symbolischen Speisen auf dem Seder-Teller, die an diesem Abend in einer festgelegten Reihenfolge gegessen werden. In der Mitte des Tellers befindet sich eine Schale, in die ein Kiddusch-Becher gestellt werden kann. Er gehört, ebenso wie die Mazzot – die ungesäuerten Brote – zum rituellen Festmahl des Seders.
Auf dem Seder-Teller sind traditionell noch folgende symbolische Speisen vorhanden:
Ein Hähnchenknochen für das Lamm – symbolisch für das Pessachopfer, das vor Pessach im Heiligen Tempel dargebracht wurde. Das Ei für das Feiertagsopfer, Bittere Kräuter (Maror) erinnern an die bitteren Zeiten der Sklaverei in Ägypten. Ein Mus aus Äpfeln, Nüssen und Wein erinnert an den Lehm und die Ziegel in der Sklaverei. Ein nicht bitteres Wurzelgemüse, erinnert an die zermürbende Arbeit der Jüdinnen und Juden als Sklaven und Salat symbolisiert die bittere Versklavung in Ägypten.
Die Pessach-Haggada
Vor, während und nach Ende des Essens wird aus der Pessach-Haggada gelesen. Darin steht sowohl die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten als auch weitere Lieder, Gedichte und Geschichten, die im Laufe der Jahrhunderte zur Pessach-Tradition hinzugekommen sind.
Pessach geht auch queer
Dabei gibt es in immer mehr Haushalten und Kontexten verschiedene Aushandlungen, was auf den Teller kommt z.B. in veganen oder vegetarischen Haushalten wird der Knochen durch einen aufgemalten Knochen oder rote Beete ersetzt. In queeren und feministischen Kontexten wird auf die Sederplatte eine Orange gelegt. Dies geht auf Susannah Heschel, eine bekannte jüdische feministische Gelehrte zurück, die eine Orange als Symbol der Einbeziehung von Schwulen und Lesben und anderen, die innerhalb der jüdischen Gemeinde marginalisiert werden, nahm. Die Orange steht dabei für die fruchtbaren Perspektiven, die alle Personen gemeinsam in die Gemeinde oder in jüdische Traditionen hineintragen können. Auch sind die Samen jedes Orangensegment, die ausgespuckt werden mussten, ein Symbol dafür, die Homophobie des Judentums zurückzuweisen.