Unsichtbare Orte in Frankfurt, Geschichten

Frankfurt am Main erzählt Geschichten. An zahlreichen Orten im Stadtraum stößt man auf Gedenkstätten, Denkmäler, Stolpersteine und Erinnerungsorte, die die Geschichten der Vergangenheit für die heutigen Stadtbewohner sichtbar machen. Aber was ist mit den Geschichten, die im Alltag überhört werden? Und wessen Geschichte(n) erzählt uns der Stadtraum eigentlich?

2 min Lesezeit

Bewegte Geschichte(n)

Frankfurt am Main gehört zu den internationalsten Städten Deutschland und trägt den schönen Beinamen Europastadt. Kein Wunder: mehr als jede*r zweite Frankfurter*in hat eine Migrationsgeschichte zu erzählen. Manche dieser Geschichten werden auch von jüdischen Frankfurter*innen erzählt. Denn unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde das befreite Frankfurt im amerikanischen Sektor zu einem Dreh und Angelpunkt für Überlebende der Schoa, von denen viele nach Palästina, die vereinigten Staaten oder Lateinamerika emigrierten.

Koschere Metzgerei Albert Stern, Sandweg, 1950er Jahre

Unsichtbares sichtbar machen

Aber auch in den Jahrzehnten danach zog es Jüdinnen und Juden aus ganz Europa und der ehemaligen Sowjetunion an den Main. Ihre Alltagsgeschichten erzählen wir in unserer Dauerausstellung – aber auch in einer App namens „Unsichtbare Orte“.

Unsichtbare Orte in der gleichnamigen App

Spurensuche …

Mit der App geht es auf Spurensuche durch verschiedene Frankfurter Stadtteile: Vom Bahnhofsviertel nach Zeilsheim, vom Frankfurter Ostend zum Römer. Zu entdecken gibt es jede Menge: Geschichten von jüdischen Fußball-Clubs, griechischen Pelzhändlern und türkischen Restaurants. Denn die App macht nicht nur die Geschichten und Spuren der vielfältigen jüdischen Community, sondern auch die von griechischen, spanischen, türkischen und italienischen Frankfurter*innen sichtbar.

… und Zeitreise

Wer nicht nur mehr zu Frankfurter Migrations- und Jüdischer Zeitgeschichten erfahren, sondern mit uns ins 19. Jahrhundert reisen möchte, kann das bei einer unserer Stadtführungen durch das Frankfurter Ostend tun. Das Frankfurter Ostend hatte im Jahre 1895 mit etwa 45 Prozent den höchsten Anteil an jüdischer Bevölkerung in der Stadt. Viele von ihnen waren osteuropäische Zuwanderer. Hier stand auch die größte Synagoge Frankfurts, die im Jahre 1907 an der Friedberger Anlage festlich eingeweiht wurde.

Innenansicht der Synagoge an der Friedberger Anlage, 1907

Es gab zudem soziale und religiöse Einrichtungen wie Tora-Schulen, eine Suppenanstalt, Krankenhäuser und Kindergärten. Auch diese Orte sind heute im Stadtraum kaum oder gar nicht mehr sichtbar, die mit ihnen verknüpften Geschichten aber werden weiter in die Stadt getragen.

Interessante Links zu diesem Thema