Chanukka-Leuchter, Johann Fridolin Schultheis, Leuchter, um 1790

Dieser Leuchter vereint sehr verschiedenartige Elemente. Der Aufbau des Leuchters spielt auf ein klassisches Tempelgebäude an. Anstatt der Priester aber stehen Moses und Aaron mit der Bundeslade in dem Tempel. Sie waren die ersten Personen, die die Bundeslade in Gottesdiensten nutzen – lange bevor der erste Tempel gebaut wurde. Die kleinen Figuren stehen wie auf einer Theaterbühne, die von den Chanukka-Lichtern vorne eindrucksvoll beleuchtet wird. Der Leuchter wurde um 1790 in Koblenz geschaffen. 1787 war dort das erste Theater eröffnet worden, so dass man eine gewisse Faszination für das Theater beim unbekannten Auftraggeber dieses Leuchters vermuten kann. Auffällig sind die zahlreichen Schmucksteine auf dem Leuchter. Sie weisen eingravierte Bilder auf und sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Einige sind hochwertig, andere weniger kunstvoll. Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich bei den Schmucksteinen um Arbeiten eines Steinschneiders handelt, die von seiner Lehrlingszeit bis zu seiner Meisterschaft reichen. Das Gravieren und Steinschneiden war traditionell ein Kunsthandwerk, das von vielen Juden ausgeübt wurde. Der Einsatz der Steine auf dem Leuchter hat keine Verbindung zu Chanukka. Möglicherweise wurden die Steine in das Ritualobjekt integriert, um ihm eine persönlich Note zu verleihen und es für die Familie zu erhalten. Ursprünglich hatte der Leuchter acht Ölkrüge, die auf der Leiste vorne aufgestellt waren. Jeden Abend wird beim Chanukka-Fest ein Licht mehr entzündet. Dabei werden drei Segenssprüche gesprochen, die auch auf dem Leuchter eingraviert sind. Allerdings gibt es zahlreiche Fehler im Hebräischen. Das legt nahe, dass der christliche Silberschmied die Schrift selbst in den Leuchter eingraviert hat.

Objektdetails

Titel

Chanukka-Leuchter

Künstler*in / Hersteller*in

Johann Fridolin Schultheis

Datierung

um 1790

Objektbezeichnung

Leuchter

Sammlungsbereich

JMF Judaica

Ort

Koblenz

Maße

35 x 32,5 x 6,5 cm, 1054 gr

Material / Technik

Silber, gegossen, getrieben, graviert, gepunzt; Filigranarbeit teilweise vergoldet; Halbedelsteine, Korallen, Glassteine

Signatur / Beschriftung

Feingehaltsmarke: I 13 bekrönt; Meistermarke: IFS Marke

Literatur

Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006., Die Frankfurter Judengasse, Beck Verlag, München 2016

Bildlizenz

Jüdisches Museum Frankfurt CC BY-SA 4.0

Erwerbsdatum

1994

Vorbesitz

1994 - dato: Jüdisches Museum Frankfurt, 1982 - 1994: Privatbesitz, ? - 1982: Privatbesitz, um 1790 - ?: Verbleib unbekannt

Inventarnummer

JMF1994-0003

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