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Die aquarellierte Zeichnung zeigt den einzigen Überlebenden eines Massakers inmitten eines Berges blutiger Leichen. Seine geballte Faust ist wie in erschöpfter Wut über den Kopf erhoben, seine Augen sind jedoch geschlossen. In dieser Gestalt mischen sich Trauer, Furcht und Verzweiflung. Diese Figur des Lebenden inmitten des Todes kann aber auch symbolisch für die Überlebenden insgesamt stehen, für die Wenigen, denen die Flucht aus Ghettos und Lagern gelang, und für diejenigen, die sich ins Ausland retten konnten. Sie reflektiert somit ebenfalls die Situation Meidners, der in England ohnmächtig von den Gräueln hörte und fassungslos Zeitungsberichte von Deportationen und Erschießungen las. Vielleicht verkörpert die Figur auch das Schuldgefühl der Überlebenden, die Frage „warum bin ausgerechnet ich davongekommen, während Millionen sterben mussten?“ Es sind zwar keine eindeutigen Äußerungen Meidners dazu überliefert, ob er diese Schuldgefühle empfand, bezeichnend ist jedoch, dass auf ihn das Kriegsende keineswegs befreiend oder motivierend wirkte. Statt von Aufbruchsstimmung oder Neuanfang waren seine Zeichnungen und Äußerungen zunehmend von düsteren Vorahnungen und depressiver Verzagtheit geprägt.
Objektdetails
Titel |
Klagender unter Toten |
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Künstler*in / Hersteller*in |
Ludwig Meidner |
Datierung |
1942 - 1945 |
Objektbezeichnung |
Kohlezeichnung |
Sammlungsbereich |
JMF Kunst |
Ort |
London |
Maße |
Passepartout 70 x 100 cm |
Material / Technik |
Kohle, schwarze Kreide, Wasserfarbe |
Signatur / Beschriftung |
monogrammiert u. l.: hebräisches Monogramm (Mem) Signatur |
Literatur |
Horcher in die Zeit. Ludwig Meidner im Exil. hrsg. von Museum Giersch der Goethe Universität, München: Hirmer, 2016.- 165, 85, Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, München 2020- 114 |
Bildlizenz |
© Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main |
Erwerbsdatum |
Übergabe am 16.02.1994 |
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Vorbesitz |
- 1994: aus dem Nachlass des Künstlers |
Inventarnummer |
JMF1994-0007 II/1253 |
Jetzt ausgestellt
Rothschild-Palais 3. Etage, Kunst und Exil