Die ovale Schüssel aus gegossenem Zinn hat eine fein gearbeitete gebogene Rokoko-Fahne mit Rocaillen und Blattmotiven und ist verziert mit vier kleinen Medaillons mit Bildnissen im Profil. An einer Längsseite ist folgende hebräische Inschrift eingraviert: זאת נדב האוהק כ ה ליב בן המנוח כ ה הידש ווינר זצלה ה לסדר ולפרט א'ש'ר י'ד'ב'נ'ו לבו לעבודת הלוים בק ק אשכנזים נייאקערכין יע'א (Dies schenkte der Führer und Leiter [der Gemeinde], der ehrenwerte Herr Leib, Sohn des verstorbenen ehrenwerten Herrn Hirsch Wiener, das Andenken des Gerechten sei zum Leben der zukünftigen Welt, nach der Ordnung und der Zählung: »die von Herzen geloben« [Exodus 25:2], zum Dienste der Leviten in der aschkenasischen Gemeinde Nieuwkerken, die Gott beschützen möge). Die Betonung »aschkenasisch« mag auf eine sephardische Gemeinde im näheren Umfeld und damit auf den belgisch-niederländischen Raum hindeuten, so dass es sich vielleicht um die Gemeinde Nieuwkerken-Waas bei Antwerpen handelt. Die Markierungen beim Bibelzitat Exodus 25:2 ergeben als Chronogramm das Jahr (5)579, d. i. 1818/1819. Die Kanne hat die Form einer Vase und steht auf einem stark profiliertem Fuß; sie besitzt eine weite, aufragende Tülle sowie einen Rokoko-Griff. Der Körper ist mit gegossenen und gravierten horizontalen Bändern verziert. Innerhalb des Volkes Israel spielen zwei Gruppen eine besondere Rolle. Die Leviten und die Priester, Kohanim genannt, die Auserwähltesten der Leviten. Nur sie haben besondere Pflichten und Privilegien, vor allem was ihre Aufgaben im Tempel betrifft. Die Leviten sind vom Stamm Levi – dem dritten Sohn von Jakob und Lea (Genesis 29:34). Laut dem Buch Numeri helfen die Leviten den Priestern und tragen das Offenbarungszelt und die Bundeslade sowie deren Gerätschaften (Deuteronomium 10:8; 31:9). Die Leviten dienen den Priestern und »der ganzen Gemeinde vor dem Offenbarungszelt« (Numeri 3:7), sie sorgen für Ordnung und sind auch Hormitglieder. Mit der Zerstörung des Tempels und der nachfolgenden Abschaffung des Opferwesens spielten die Leviten keine so große Rolle mehr. Einzig im Rahmen des priesterlichen Segens (Numeri 6:24–26) während des Gottesdienstes in der Synagoge erfüllen die Leviten noch öffentlich eine Aufgabe. Die Priester müssen sich nach bestimmten Regeln auf den Gottesdienst vorbereiten. Erst nachdem sie sich die Schuhe ausgezogen und die Hände gewaschen haben, betreten sie die Gebetsestrade (Bima) in der Synagoge für den Segen. Die Kanne und die Schüssel sind Bestandteil dieses Rituals, bei dem die Leviten Wasser über die Hände der Priester gießen, bevor diese ihr Amt ausüben.
Objektdetails
Titel |
Leviten-Kanne und Waschschüssel: Waschschüssel |
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Künstler*in / Hersteller*in |
Unbekannt |
Datierung |
1818 - 1819 |
Objektbezeichnung |
Zeremonialobjekt |
Sammlungsbereich |
JMF Judaica |
Maße |
Becken 5 x 43 x 30 cm |
Material / Technik |
Zinn, gegossen |
Literatur |
Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006. |
Bildlizenz |
Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer, Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer |
Erwerbsdatum |
08.02.1984 |
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Inventarnummer |
JMF1984-0003a |
Jetzt ausgestellt