Selichot-Tafel (Vergebungsgebetstafel), Unbekannt, Manuskript, 1797

Dieses geschmückte Blatt mit Bußgebeten wurde von Abraham Lipmann geschrieben. Er war Schreiber, genannt Sofer. Eine Schreiberin wird im hebräsischen Soferet genannt. Die Berufsbezeichnung bezieht sich vor allem auf Schreiber heiliger Texte: Der Sofer oder die Soferet schreibt die Tora (die Fünf Bücher Mose), die Tefillin (die Texte in den Gebetsriemen), und die Texte in den Mesusot (Schriftkapseln an den Türpfosten). Im Nebenerwerb erledigten Schreiber auch oft die Schreibarbeiten für die jeweilige Gemeinde oder stellten kunstvolle Urkunden aus. Denn oftmals waren und sind die Schreiber auch Meister der Kalligrafie. Der Beruf des Schreibers ist hoch angesehen und bedarf einer langen Ausbildung sowie perfekter Bibel- und Hebräisch-Kenntnisse. In einem rechteckigen Rahmen aus farbigen Linien ist der Text der Selichot notiert. Datiert unten in hebräisch Chronogramm: [...] (=557, d.h. 1796/97) Geschenk anlässlich der Hochzeit von Jacob, Sohn des Rabbiners Abraham Dow, sog. Einwurfgeschenk" Der Text der Vergebungsgebete (so genannte Selichot, Plural von Selicha) ist in einem aus zwei Linien gezogenen schwarzgrünen Rahmen geschrieben. Über dem Haupttext erscheint folgende Einleitung: Zwischen einer Selicha [Gebet] und einer Selicha [Gebet] [sollte man] mit ganzem Herzen dieses Gebet sprechen und an nichts anderes denken. Das Blatt wurde als Geschenk für Jakob, Sohn des Abraham Dow, zu seiner Hochzeit hergestellt, wie aus der Schlussschrift hervorgeht: Dies wird ein »Einwurf-Geschenk« sein [Geschenk, das die Gäste in ein eigens dafür gedachtes Becken werfen] für den bedeutenden Tora-Gelehrten und Gemeindevorsteher, den ehrenwerten Herrn Jakob, Sohn des Rabbiners Abraham Dow, am zweiten [Tag] des Neumondes des Ijar 557 der kleinen Zahl [27. 4. 1797], [gemacht] von dem Schreiber Abraham Lipmann, Schreiber von Tora-Rollen, Tefillin und Mesusot [?]. Die Herkunft des Schreibers ist auf Grund starker Verschmutzung des unteren linken Teiles des Pergamentes nicht zu identifizieren. Die Texte dieses Pergamentblattes gehören zur Liturgie der Vergebungen, Selichot. Die Selichot-Bußgebete werden an allen Fasttagen gesprochen, in bestimmten Zwischenzeiten und während der Bußtage, die vor dem Neujahrsfest Rosch-Haschana beginnen und mit dem Versöhnungstag Jom Kippur enden. Der gemeinsame Nenner dieser nicht vorgeschriebenen zusätzlichen Gebete besteht darin, dass sie um Vergebung der Sünden bitten.

Objektdetails

Titel

Selichot-Tafel (Vergebungsgebetstafel)

Künstler*in / Hersteller*in

Unbekannt

Datierung

1797

Objektbezeichnung

Manuskript

Sammlungsbereich

JMF Judaica

Ort

Frankfurt am Main

Maße

19,5 x 15,2 cm

Material / Technik

Pergament, handgeschrieben, bemalt

Literatur

Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006., Die Frankfurter Judengasse, Beck Verlag, München 2016

Bildlizenz

Jüdisches Museum Frankfurt CC BY SA 4.0

Erwerbsdatum

25.01.1988

Vorbesitz

1797 - ?: Verbleib unbekannt, ? - 1988: Simcha Stern, Kunsthändler, Jerusalem, 1988 - dato: Jüdisches Museum Frankfurt

Inventarnummer

JMF1988-0002

Jetzt ausgestellt

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