Tora-Zeiger, Unbekannt, Tora-Schmuck, 1734 - 1735

Der Tora-Zeiger, auch als „Jad“ (hebräisch für Hand) bekannt, zeichnet sich durch seine kunstvolle Gestaltung aus. Der Zeiger besteht aus einem tordierten Schaft, der durch einen Kugelknauf unterteilt ist, sowie einem kleineren Kugelknauf, der den Schaft vom Oberteil trennt. Der untere Teil endet in einer Manschette und einer Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Besonders auffällig ist das Oberteil, das von einem Löwen als Schildhalter geziert wird. Auf dem Schild sind oben eine eingravierte Krone und unten eine zierliche Blattwerk-Dekoration zu sehen. Die Inschrift lautet: „Die Heilige Gemeinde zu Wetzlar, 495 der kleinen Zahl (= 1734/1735)“. Die Punzen befinden sich unterhalb der Inschrift auf dem Schild und sind daher schwer zu entziffern. Am oberen Ende des Zeigers ist ein Ring angebracht, an dem ursprünglich eine Kette befestigt war. In den aschkenasischen Gemeinden werden Tora-Zeiger üblicherweise an den Stäben der Tora-Rollen über dem Mantel aufgehängt. Provenienzgeschichte: Dieser Tora-Zeiger wurde zusammen mit zahlreichen anderen Judaica-Objekten 1987 aus dem Historischen Museum Frankfurt an das Jüdische Museum überwisen. Der Tora-Zeiger hatte eine alte Inv.Nr.: Zg. Nr. 1937/79 (oder 1937/39). Die ehemalige Inventarnr. und der Verweis auf Lgb. S. 1937/18/7 indizieren möglicherweise, dass dieser Zeiger 1937 nicht regulär inventarisiert wurde. Möglicherweise trägt er noch eine alte Zugangsnr. des Museums Jüdischer Altertümer, wohin viele in Auflösung befindliche Landgemeinden zwischen 1935 und 1938 ihr Tora-Silber gaben, und gelangte mit dieser Nr. nach der Plünderung des Museums Jüdischer Altertümer ins HMF (vgl. Was übrig blieb...) oder er wurde wie das sog. Judensilber zwangsweise überwiesen und deshalb mit einer besonderen Inventarnr. versehen. Tordierte, durch Kugeln untergliederte Torazeiger sind im 18.Jahrhundert mehrfach für aschkenasische Gemeinden belegt. Ein nahezu identisches Gegenstück aus der von Wetzlar nicht weit entfernten Gemeinde Uslar, das sich ehemals auch im Museum Jüdischer Altertümer befand (vgl. JM-NYC, Inv.Nr .JM 47-53, Crowning Glory, Kat. Nr. 518) dürfte vom gleichen wohl Frankfurter Meister stammen. Eine weitere Parallele dieses Typus vgl. Otto Böcher, Wormsgau 7, 1965-66, S. 66, Taf. 4

Objektdetails

Titel

Tora-Zeiger

Künstler*in / Hersteller*in

Unbekannt

Datierung

1734 - 1735

Objektbezeichnung

Tora-Schmuck

Sammlungsbereich

JMF Judaica

Maße

27,8 cm

Material / Technik

Silber, tordiert, Manschette und Hand gegossen

Signatur / Beschriftung

Stadtbeschau Frankfurt stark verschlagen, Meistermarke verschlagen Marke

Literatur

Heuberger, Georg (Hrsg.), Die Pracht der Gebote - Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Köln: Wienand, 2006.

Bildlizenz

Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer CC BY SA 4.0, Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer CC BY SA 4.0, Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Herbert Fischer CC BY SA 4.0

Vorbesitz

1735 - 1937: Jüdische Gemeinde Wetzlar, 1937/1938 - Nov. 1938: Museum jüdischer Altertümer Frankfurt (?), 1938 - 1987: Historisches Museum Frankfurt, 1987 - aktuell: Jüdisches Museum Frankfurt

Inventarnummer

JMF1987-0095

Jetzt ausgestellt